Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich
Energieberatung Niederösterreich

Kostenfaktor Keller

Zeitgemäße Gebäude kommen oftmals ohne Keller aus. Das ist u. a. aus Kostengründen nachvollziehbar, oder in Gebieten mit hoher Radonbelastung, hohem Grundwasserstand oder häufig auftretenden Starkregenereignissen mit Überschwemmungen.

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Brauche ich einen Keller?

Ehe man mit der Planung beginnt, ist eine Auflistung von pro und contra für den Keller hilfreich. Neben der oftmals gehörten Aussage „Ein Haus braucht einen Keller!“, gibt es tatsächlich gute Gründe für – als auch gegen den Keller.

Für den Bau eines Kellers spricht Für den Verzicht des Kellers spricht
Brennstofflagerraum Kostenaufwand
Technikraum Felsiger Untergrund
Überwinterungsmöglichkeit für Pflanzen Hoher Grundwasserstand
Lagermöglichkeit Hochwasserzone
Hobbyraum/Werkstatt Starkregenereignisse mit Überflutungsgefahr
Grundstück ist klein, daher bessere Raumnutzung Kanaleinmündungsgebühr pro angeschlossenes Geschoß (NÖ-Kanalgesetz)
Hauswirtschaftsraum Barrierefreiheit, keine Stiegen erwünscht
Wellnessbereich Höherer Zeitaufwand beim Bau
Wohnmöglichkeit bei Hanglage oder Hochkeller Keller für Wohnzwecke schlecht geeignet
Wiederverkaufswert Gefahr durch Radon   
Baugrund war teuer, mit Keller gut genutzt

Carport mit Zusatzraum möglich

Persönliche Gedanken zu einem Kellerbau

Unbestritten ist die Funktion als Abstellraum, wohin kämen sonst die Sommersachen im Winter und umgekehrt? Die Oleander dürfen anfangs noch in den Keller, wenn sie zu groß sind, kommen sie in die Garage mit der Gefahr des Erfrierens. Heizung und Haustechnik sind ideal im Keller untergebracht, dort stören sie nicht. Waschküche samt Trockenraum würden gut in den Keller passen, wenn da nicht die zwei Geschoße wären! Im ersten Stock sind fix begehbarer Kleiderschrank und Badezimmer eingeplant. Und unten die Waschküche! Wie lösen wir das Treppensteigen - mit Lifteinbau?

Hobbybereich und Partyzone machen da weniger Probleme - sollte einmal Lärm oder Schmutz entstehen ist der Keller ideal geeignet. Eine wohltuende Vorstellung ist eine Wellness-Oase, die wegen Platzmangels eventuell nur aus einer Infrarotkabine besteht. Eine voll funktionelle Nasszelle inklusive Sauna und WC ist unsicher, da die Kanalgebühr pro angeschlossenes Geschoß berechnet wird. Liegt die sogenannte Rückstauebene des Abwasserkanals ungünstig, müsste eine WC Hebeanlage eingebaut werden.

Abstriche gibt es bei der ursprünglich gewünschten Nutzung des Kellers als Lagerraum für Lebensmittel. Vor Jahrzehnten waren Keller dunkel, kühl und etwas feucht - zum Frischhalten von Gemüse und Obst perfekt. Unser Keller wird trocken und warm gebaut. Für Gemüse gibt es bei guten Kühlschränken eine Frischhaltelade, das ersetzt den Lagerkeller.

Und die Alternative zum Keller?

Eine Planerin hat vorgeschlagen, die Garage knapp an das Haus zu bauen. So entsteht ein Nebenraum und Abstellraum für Ski und Fahrräder, Werkzeug und auch für die ganzen Gartengeräte. Die Garage wird mit einem Carport kombiniert, das schafft Platz. Eine Starkstromsteckdose wird mit Adapter die Ladesäule für Elektromobilität. Der Vorteil: alles barrierefrei begehbar! Technik kann teils hier und ein kleiner Teil unter der Stiege innen verstaut sein. Im Nebenraum wäre Platz für gemütliche Feiern und einer Luxus-Infrarotkabine mit Gartenblick! Und der Oleander müsste nie in den Keller, weil keiner da ist! Die Waschküche wird als Wasch-Trockensäule ebenerdig einen Platz finden müssen. Es kommt auch ein Gästezimmer/Büro mit Dusche und WC ohne Stiegen steigen. Und zur Absicherung dieser Variante prüfen wir mit Planer/in das Hochwasserrisiko und kontrollieren gemeinsam die Gemeinde mit der Radonpotentialkarte. Danach sind wir sicher: Unser Projekt wird „kellerfrei“!

Gegenüberstellung „mit Keller“ oder „kellerfrei“

Ob bei einem Keller Eigenleistung eingebracht wird oder nicht, ohne Keller baut es sich schneller.

Tätigkeit Kellerfrei Mit Keller
Humus oder Mutterboden abheben Ja Ja
Baugrube ausheben, Aushubmaterial im Baustellenbereich zwischenlagern  (Ausschreibungstexte Erdaushub - Erdarbeiten)   Ja
Kapillarschicht – Rollierschotter Ja Ja
Kanalrohre unterhalb der Bodenplatte Ja Ja
Entsprechend der Lage – Radonschutzmaßnahmen einbringen Ja Ja
Fundamenterdung Ja Ja
Wasserdichter Keller in Ortbetonbauweise (Weiße Wanne)   Ja
Kellerdecke   Ja
Betontreppe   Ja
Keller-Außenabdichtung   Ja
Wärmedämmung der Kelleraußenwände lt. bauphysikalischer Planung   Ja
Nichttragende Zwischenwände   Ja
Schornstein bis Kellerdecke-Oberkante   Ja
Kellerfenster, Kellerlichtschächte   Ja
Hinterfüllen außen mit vorhandenem Aushubmaterial   Ja
Verputzarbeiten   Ja
Schwimmende Estriche inkl. Wärme- und Trittschall Dämmungen   Ja

Wärmedämmung für den Keller

Über Keller und Erdgeschoß geht Wärme verloren. Daher gehört hier entsprechend gedämmt. Bei beheizten Kellern müssen Außenwände und der Kellerboden gedämmt werden (Perimeterdämmung). Perimeterdämmung ist feuchtigkeitsunempfindlicher Dämmstoff und wird bis mindestens 30 cm oberhalb des Erdniveaus hochgezogen.

Sind einige Räume im Keller beheizt, ist die außenliegende Dämmung empfehlenswert. Die außenliegende Kellerdämmung ist im Neubau vorteilhaft, bei Sanierungen aber kaum umsetzbar. Innendämmung setzt eine trockene Außenwand voraus. Kellerräume mit hohem Feuchtigkeitsanfall (Sauna, Waschraum, Trockenraum) müssen sorgfältig gelüftet und auf Schimmel geprüft werden.

Wärmedämmung für unbeheizte Keller

Ein kalter, unbehaglicher Fußboden im Erdgeschoß ist vermeidbar. Um den Fußboden warm zu halten, hilft eine gute Dämmung der Kellerdecke und eine Schirmdämmung.

Die Dämmung der Kellerdecke wird beim Neubau meist oberhalb der Kellerdecke angebracht, bei Sanierungen meist unterhalb der Kellerdecke. Achten Sie auf eine gute Dämmung mit einem Dämmwert (U-Wert) von ca. 0,2 W/m²K.

Als „Schirmdämmung“ wird die Dämmung des Haussockels bis unter die Frostgrenze bezeichnet. Die in Niederösterreich unterschiedliche Frostgrenze erfährt man am Bauamt der Gemeinde oder bei Bausachverständigen. Die Schirmdämmung wird bis ca. einen Meter unter Erdniveau geführt.

2 Grafiken, die den unterschiedlichen Wärmeverlust über die Kellerdecke nach außen zeigen. DIe erste Grafik zeigt einen hohen Wärmeverlust ohne Schirmdämmung, die 2. Grafik zeigt einen wesentlich nierdrigeren Wärmeverlust bei vorhandener Schirmdämmung

Fehlende Schirmdämmung erzeugt starken Wärmefluss von innen nach außen (roter Pfeil) mit dem Ergebnis „kalte Füße“. Mit Schirmdämmung vermindert sich der Wärmefluss spürbar, da die nicht gedämmte Außenwand in ein Meter Tiefe nicht mit Minusgraden konfrontiert ist. Die Behaglichkeit ist gesichert.

Das kurze Video zeigt eine individuelle Beratung zu Thema Keller:

Wärmebrücken im Bereich des Kellers

Wärmebrücken sind Bereiche in der Hauskonstruktion, durch die übermäßig viel Heizenergie verloren geht. Im Bereich Kellerdecke gibt es eine Vielzahl an möglichen Wärmebrücken, wie die Grafik anhand der roten Kreise zeigt. Im schlechtesten Fall droht Schimmelgefahr.

Grafik, die alle möglichen Wärmebrücken im Bereich der Kellerdecke anzeigt.
Wärmebrücken im Bereich der Kellerdecke vergeuden Heizenergie und können Schimmel verursachen.

Ein trockener Keller kostet – einen feuchten Keller nachträglich zu sanieren kostet mehr!

Verschiedene Bautechniken ermöglichen einen trockenen Keller. Die so genannte „weiße Wanne“ aus Spezialbeton ist wasserundurchlässig, jedoch nicht wasserdicht. Feuchtigkeit kann weiter durch die Wand diffundieren. Entsprechend der Nutzung empfiehlt sich eine wasserdampfdichte Wärmedämmung (Schaumglas) und kontrollierte Raumlüftung.

Bei der „schwarzen Wanne“ kommen außen Kunststoffdichtbahnen oder bituminöse Dichtungsbahnen (mind. 3-lagige Ausführung) zur Anwendung. Bei der „braunen Wanne“ ist das dichtende Material Bentonit. Das ist ein natürlich vorkommender Ton, der bei Kontakt mit Wasser aufquillt und dadurch dichtet.

Das Trockenhalten des Kellers und die Wärmedämmung sind zwei Arbeitsschritte, die ineinandergreifen. Erst zusammen ausgeführt ergeben sie ein Ganzes.

Risikopotenziale Wasser und Radon

Überlegen Sie in Risikozonen den Einbau wasserdichter Kellerfenster und Lichtschächte. Auch für Garagentore, Einfahrten und alle größeren Öffnungen gibt es Produkte, die Schutz vor Hochwasser oder einem schwankenden Grundwasserspiegel bieten. Als Detail ist eine Abwasserkanal-Rückstauklappe ebenso zu empfehlen. In Hanglagen sollte bergseitig keine Öffnung ins Haus oder in den Keller führen!

Manche Gebiete in Österreich sind Radon ausgesetzt. Dort ist es eine ernstzunehmende Belastung, während andere Gebiete kaum oder gar nicht davon betroffen sind. Die Radonkonzentration ist im Freien vernachlässigbar. Radon dringt über undichte Stellen vom Boden ins Gebäude.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Radon die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs nach dem Rauchen! Bei Personen, die nie geraucht haben, ist Radon die häufigste Ursache für Lungenkrebs.

Grafik eines Einfamilienhauses, bei dem durch dichte Bauweise Wind und andere gasförmigen Elemente nicht eindringen können.

Grundsätzlich gilt, je dichter die Gebäudehülle gegen das Erdreich ausgeführt ist, desto geringer ist das Radonrisiko. Vorsorgemaßnahmen sind zudem viel einfacher, billiger und effizienter als nachträgliche Sanierungen. Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten, um die beste Lösung für Ihr Haus zu finden (ÖNORM S 5280-2 „Radon – Technische Vorsorgemaßnahmen bei Gebäuden“).

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